20. Gedenkveranstaltung beim Loibltunnel
Zum 20. Mal fand heute, Samstag, die Internationale Gedenkveranstaltung in Erinnerung an das KZ Loibl Nord auf der Kärntner Seite des Loibltunnels am ehemaligen Appellplatz statt. Gedenkreden, Grußworte, Stimmen von Zeitzeugen, Kranzniederlegungen sowie der Besuch der Gedenkstätte KZ Loibl Süd prägten das Programm.
Peter Gstettner und Sieglinde Trannacher (Mauthausen Komitee Kärnten / Koroška) konnten zahlreiche Delegationen aus dem Ausland und aus Österreich begrüßen. Seitens des Landes nahmen an der Veranstaltung Landeshauptmann Peter Kaiser, Landesrat Rolf Holub, die Landtagsabgeordneten Zalka Kuchling, Sabina Schautzer, Martin Rutter und Markus Malle sowie Bundesrätin Ana Blatnik teil.
Peter Gstettner sagte, dass sich immer mehr junge Menschen für das einstige KZ Loibl Nord und die Geschichte der Zwangsarbeiter des Lobltunnels, von denen viele einen grausamen Tod starben, interessieren würden. Es gelte, die unerlösten Erinnerungen zu erlösen und der Auftrag für heute bestehe darin, Zeugnis abzulegen. Er dankte allen Engagierten im Zusammenhang mit der Erforschung dieser „Baustelle des Todes“ am Loibl und nannte in diesem Zusammenhang Josef Zausnig und Janko Tischler.
Der Landeshauptmann appellierte daran, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. „Nie vergessen“ und „Wehret den Anfängen“, das gelte, denn so etwas dürfe nie mehr geschehen, so Kaiser. Die Gedenkveranstaltung sei ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und Verdrängen. Erinnern und Gedenken müsse im Gedächtnis des Landes seinen Platz haben, sagte Kaiser und erwähnte weitere Orte der Erinnerungskultur. Es habe lange gedauert, bis man sich wie nun hier am Loibl in gesellschaftlicher Breite der Vergangenheit stelle und notwendige Schritte in der Gedenkkultur gesetzt wurden. Es liege heute an uns allen, den Mut zum aufrechten Gang zu praktizieren, unterstrich der Landeshauptmann die Notwendigkeit, gegen extremistisches, faschistoides, antisemitisches Gedankengut aufzutreten. Er dankte Gstettner für sein Engagement, wofür dieser kürzlich auch eine hohe Kärntner Landesauszeichnung erhalten hat. Eintreten für Menschlichkeit, das sei zu jeder Zeit unsere Aufgabe, appellierte Kaiser.
Daniel Simon, Präsident der Amicale de Mauthausen, Sohn eines KZ Überlebenden, sagte, dass die notwendige Verschiedenheit der Menschen und Völker und gleichzeitig die grundlegende Einheit des Menschengeschlechts beteuert werden. Er meinte, diejenigen, die das Vergessen wählen, werden immer zahlreicher sein.
Dušan Stefan?i? (KZ Überlebender der KZ Dachau, Natzweiler, Gusen und Mauthausen) appellierte, wachsam und entschlossen zu sein, um tödliche Gedanken und Aktivitäten, wodurch Millionen Menschen im 20. Jahrhundert ermordet wurden, zu verhindern.
Ernst Grube, KZ Überlebender von Theresienstadt, stellv. Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, sagte, dass für die Betroffenen das KZ Loibl Nord die Hölle auf Erden gewesen sei. Er stelle sich auch die Fragen, wie die Leiden der Opfer entschädigt worden seien und ob und inwieweit Täter zur Verantwortung gezogen wurden. Er nannte, bezugnehmend auf die Ermordung von Familienangehörigen, als einen der größten Menscheitsverbrecher Odilo Globocnik. Grube sagte, die Welt habe aus der Geschichte zu wenig gelernt. Es müsse mehr gegen die Nazi-Ideologie, gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus und Fremdenhass gekämpft werden.
Erwin Riess, Autor, Politikwissenschaftler, Rollstuhlfahrer, Vorstandsmitglied der Initiative Minderheiten, sprach sich dafür aus, die Lebensfäden der Ermordeten mit jenen der Überlebenden zu verknüpfen. Wichtig sei, dass die Generationen in Beziehung treten würden. Die Vergangenheit sei stets Bestandteil der Gegenwart. Auch Jugendliche des BG/BRG Lerchenfeld, Klagenfurt, Pascal Gebeneter und Iva Gutic, sprachen eigene Gedanken über den Wert des Trauerns und der Erinnerung.
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung vom Chor „Valentin Polanšek“ aus Ebriach/Obirsko unter der Leitung von Božo Hartmann. Hingewiesen wurde auch auf die vielsagende Kunstinstallation „Die Rückkehr der Steine“ von Georg Planer aus Gmünd, die nahe dem Tunnel bei der Auffahrt zum Appellplatz zu sehen ist. Am Loiblpass mussten von 1943 bis 1945 Deportierte vieler Nationen aus dem KZ Mauthausen den Tunnel graben, durch den heute die Autos fahren. Die Veranstaltung will alljährlich ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und Verdrängen setzen, um diesen NS-Verbrechensort stärker im kulturellen Gedächtnis der Bevölkerung zu verankern. Gstettner: „Niemals soll vergessen werden, wie es dazu kam, dass am Loiblpass von den Nazis Menschen zu Tode geschunden und kaltblütig ermordet wurden.“ Die Gedenkveranstaltung will Grenzen überschreiten und Generationen und Völker verbinden.
Unter den vielen Gästen befanden sich auch Militärkommandant Walter Gitschthaler, Generalkonsulin Dragica Urtelj, Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider und Ferlachs Vizebürgermeister Christian Gamsler.