Das Österreichische Olympische Comité verabschiedet sich von der Idee der Olympia-Bewerbung Graz 2026.
Das ÖOC hat die Kandidatur von Graz und Schladming für die Winterspiele 2026 am Freitag überraschend zurückgezogen. Als Begründung wurde die mangelnde Unterstützung der Landesregierung angegeben.
Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) sagte, dass man keine Gefährdung des Landeshaushaltes zulassen könne, und eine Volksbefragung unbedingt notwendig gewesen wäre. Es habe sich nun offenbar gezeigt, dass Olympia nicht ohne Haftungen durchgeführt werden könne.
Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) zeigte sich irritiert von der überraschenden Entscheidung des ÖOC: „Ich habe immer klar gesagt, dass wir alle Daten und Fakten brauchen und diese dann genau prüfen werden. Diese Vorgangsweise war dem ÖOC von Beginn an bekannt. Klar ist für mich auch, dass die Bevölkerung in ein Projekt von der Dimension Olympischer Spiele eingebunden werden muss.“
Der steirische Finanz- und Sportlandesrat Anton Lang (SPÖ) meinte in einer ersten Reaktion: „Anscheinend glaubt das ÖOC nicht an die Zahlen der Machbarkeitsstudie, wonach eine finanzielle Unterstützung des Landes nicht notwendig ist. Positiv ist, dass die Reißleine schon jetzt gezogen wurde und den Steuerzahlern Geld für die Durchführung einer Volksbefragung und Prüfung der Studie erspart wird.“
Erfreut reagierten die Grünen auf die ÖOC-Entscheidung: „Das finanzielle Himmelfahrtskommando von Nagl wurde rechtzeitig gestoppt, dem Bau des teuren Kartenhauses wurde Einhalt geboten“, sagte der grüne Klubobmann Lambert Schönleitner.
Die Grazer KPÖ-Stadträtin Elke Kahr jubelte nach dem Rückzug des ÖOC: „Das ist eine große positive Überraschung. Das übertrifft alle meine Erwartungen.“ Das ÖOC habe die Reißleine gezogen und „will der steirischen Landesregierung den schwarzen Peter dafür zuschieben.“
Gemeinsam mit den Städten Graz und Schladming war man im März angetreten, „Winterspiele neu“ – ganz nach dem Muster der Agenda 2020 und der „New Norm“, d.h. ohne teure Neubauten und mit abgestecktem finanziellen Rahmen – organisieren zu wollen. Vor einer Woche wurde die Machbarkeitsstudie Graz 2026 vorgestellt. Der materielle und ideelle Nutzen für die Region wurde als mannigfaltig, das Durchführungsrisiko als absolut kalkulierbar bewertet.
Die Erklärung des ÖOC im Original:
Das ÖOC muss aufgrund der derzeit herrschenden politischen Diskussionen mit großem Bedauern feststellen, dass ein klares politisches Bekenntnis bzw. eine entsprechende Unterstützung durch die steirische Landesregierung – vom ÖOC von Beginn an als obligatorisch erachtet – bis heute nicht erfolgt ist. Unter diesen Umständen ist ein Projekt dieser Dimension nicht umsetz- und international kaum vertretbar.
Das ÖOC hat deshalb heute das Internationale Olympische Komitee davon in Kenntnis gesetzt, dass die laufenden Bewerbungs-Gespräche beendet werden, um keine weiteren Kosten zu verursachen.
Bleibt zu hoffen, dass mit der Machbarkeitsstudie und den bereits geleisteten Organisationsarbeiten eine mögliche Basis für zukünftige Bewerbungsverhandlungen geschaffen wurde. An den Voraussetzungen, dass eine Wintersport-Nation wie Österreich nachhaltige Winterspiele zu organisieren vermag, hat sich aus ÖOC-Sicht jedenfalls nichts geändert. „Wir bedauern, unseren Top-Athleten und den Wintersport-Fans diese einmalige Chance, Olympische Heim-Spiele, in naher Zukunft nicht ermöglichen zu können“, betonen ÖOC-Präsident Karl Stoss und ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.