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Radikale Gemeindezusammenlegung zu einer Großstadt

Die Gemeindestruktur-Reform war im Aichfeld anscheinend nicht rigoros genug: Eine Aichfeldstadt, bestehend aus allen Gemeinden des Bezirkes Murtal, findet immer mehr Befürworter.

Die Abwanderung aus dem Murtal, vor allem nach Graz und Graz-Umgebung, stimmt bedenklich. Norbert Steinwidder, Obmann der Wirtschaftskammer Murtal, ist beispielsweise ein Befürworter der Aichfeldstadt: „Allzu viele Optionen haben wir nicht. Überlegungen, worin die Überlebenschancen des Bezirkes Murtal liegen, haben nicht nur bei mir dazu geführt, dass ich für eine Zusammenführung aller Gemeinden zu einer Stadt bin.“ Auch Nationalratsabgeordneter Fritz Grillitsch hat schon mehrmals wissen lassen, dass er ebenfalls dieser Ansicht ist.

Fakten und Zahlen

In Graz und Graz-Umgebung leben derzeit rund 420.000 Menschen. „Die Aichfeldstadt könnte dabei zwar nicht mithalten, sie hätte 74.000 Bewohner, aber viel Platz“, so Steinwidder. Er argumentiert mit Fakten, die gegen die Zuzugsgemeinden Graz und Graz-Umgebung und für die Aichfeldstadt sprechen sollen: „Umwelttechnisch ist eine weiterer Bevölkerungszuwachs in das Grazer Feld kaum noch zu verkraften. Eine Aichfeldstadt würde dieses Gebiet hingegen entlasten und das Murtal nach einigen noch zu berücksichtigenden Maßnahmen attraktiver machen.“ Es sei jedoch selbstverständlich, dass alle Orte ihre Identität und Ortskerne beibehalten, so Steinwidder. Als Beispiele führt er an: „Judenburg als Sternenstadt, Fohnsdorf als Bergbaustadt, Spielberg als Formel 1-Stadt, Zeltweg als Flugstadt, Knittelfeld als Eisenbahnerstadt.“
Der Murtaler Wirtschaftskammerobmann zählt als Vorteile auf: „Zusammenlegung von Verwaltung, Konzentration kultureller Veranstaltungen, Schaffung von Bildungszentren - und dabei besonders die Etablierung einer Universität-, infrastrukturelle Maßnahmen und konzentrierte Förderung von Betriebsansiedlungen.“ Die „Top 6“, also ein Zusammenschluss der Gemeinden Fohnsdorf, Judenburg, Zeltweg, Spielberg, Knittelfeld und Pöls, sei ein zaghafter erster Schritt in die richtige Richtung gewesen, meint Steinwidder.

Forderungen der Wirtschaftskammer

Norbert Steinwidder legt außerdem einen Katalog zur Verbesserung der Innenstädte vor. Blättert man darin, liest man von der Belebung der Stadtkerne. Dies könne nicht dem Handel und den Gewerbezentren überlassen bleiben: Die ganzheitliche Betrachtung müsse Wohnen, Freizeit, Kunst und Kultur einbeziehen. Eine Förderung von Leerstandsobjekten wird ebenfalls gefordert. Strafsteuern bei Leerständen werden dagegen strikt abgelehnt, die Gründung von Hausbesitzerverbänden allerdings befürwortet.
Vorgeschlagen und gefordert werdeh in dem Katalog auch eine Sanierungsoffensive zur Belebung der Ortskerne sowie eine Innenstadtinitiative Gemeinnütziger Wohnbaugenossenschaften. Und in der Förderaktion „Lebendige Zentren“ will man gemischt genützten Gebäuden neues Leben einhauchen. Als förderungswürdig werden von der Kammer die Nahversorung sowie die Mobilität und die Anpassung der Infrastruktur angesehen. Was die Bebauungsvorschriften betrifft, verlangt man, dass sie mit dem rechten Augenmaß angewendet werden sollen.

Mit all dem ausgestattet, könnte man Großstadtflair in die Aichfeldstadt bringen. „Möglicherweise dreht sich der Wind und die Bewohner von Graz und Graz Umgebung, aber auch aus anderen Gegenden und Ländern siedeln sich in der neuen Stadt an“, hofft Steinwidder. Dass die Aichfelder gern bleiben werden, setzt er voraus.

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