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Fotos Erwin Polanc: Sich zähmen lassen

Sich zähmen lassen

?Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.?Das ist eine Wahrheit, die von den Menschen schon vergessen wurde.

Eine Wahrheit, die uns nicht nur die Augen, sondern auch das Herz öffnet. Denn nur damit sehen wir wirklich gut. ?Das Wesentliche aber bleibt für die Augen unsichtbar?, um mich hier an den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry anzulehnen, dessen einfache Kinderweisheit doch die Macht besitzt, uns aus dem Dornröschenschlaf des Materialismus und der Selbstsucht zu reisen.

Aber ?man läuft auch Gefahr, ein bisschen zu weinen, wenn man sich hat zähmen lassen?? Vielleicht ist das der Grund, warum wir uns keine Zeit mehr nehmen, uns gegenseitig vertraut zu machen? Freundschaften zu pflegen, ein Lächeln zu verschenken und den Dingen ihren Lauf zu lassen, ohne sie ständig vorantreiben zu wollen?

Denn unsere Herzen fangen von Tag zu Tag schneller an zu schlagen, in dem sinnlosen Versuch, sich dem vorherrschenden Rhythmus des Lebens anzupassen. Aber dieser ist von unermesslicher Geschwindigkeit und sieht keine Atempause vor, während wir mit ansehen müssen, wie die Welt immer oberflächlicher und egoistischer wird, wie jeder viel zu viel in leere Dinge investiert, die keine Wurzeln haben und am Ende völlig bedeutungslos sind.

Dabei bedarf es nicht viel, um glücklich zu sein. Doch dieses Glück ist teuer. Und obwohl wir alles ganz und sofort wollen, ist nichts davon von Dauer. Nur die Stunden, in denen wir lieben.

Auch das ist eine Wahrheit, welche die Menschen schon vergessen haben. Doch wer sie versteht, hat bereits das Gewinnerlos gezogen. Denn man muss sie mit dem Herzen suchen. Weil die Augen blind dafür sind.

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