Die Besiedelung des Aichfeldes in der Obersteiermark ist eines der Hauptereignisse in der Geschichte Österreichs. Durch den Fund des Fürstengrabes von Strettweg und des weltberühmten Kultwagens im Jahr 1851 wurde der Fokus auf diese Nekropole gelegt.
Seit 2024 wird gemeinsam mit der Geosphere Austria, einem der weltweit führenden Unternehmen für modernste geophysikalische Prospektionsmethoden in der Archäologie, ein Forschungsprogramm im Gebiet der Marktgemeinde Pöls-Oberkurzheim in Kooperation mit dem Verein Archäologie Pölstal gestartet.
Mit Unterstützung des Landes Steiermark, des Bundesdenkmalamtes und durch Luftbildanalyse des Österreichischen Bundesheeres, ist es erstmals möglich, diesen Alpenübergang und seine Handelswege systematisch großflächig zu erforschen.
Eine weitläufige Grabhügelgruppe im Pölstal lässt Archäologen staunen. Die Anordnung der erfassten Grabbauten, im Boden verborgen, ist außergewöhnlich: Sie sind in drei mehrere Hundert Meter lange Reihen wie auf einer Perlenkette aufgereiht. "Bei uns in Mitteleuropa ist das etwas vollkommen Fremdes", zeigte sich der renommierte Ur- und Frühgeschichtler Markus Egg in einem Pressegespräch am Dienstag verblüfft.
Bodenradar ist eine hilfreiche Methode, um archäologische Strukturen unter der Erde rein durch Messung an der Oberfläche zu detektieren. Es kann die Böden bis in mehrere Meter Tiefe durchleuchten - "quasi wie ein Lungenröntgen für den Boden", wie Peter Koch von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Archäologie AGGA mit Sitz in Graz schilderte. Einzelheiten gab es am Dienstag in Spielberg. In der Gemeinde Pöls-Oberkurzheim hat das Georadar der Geosphere Austria den zerstörungsfreien Blick in den Boden des mittleren Pölstal ermöglicht. Hier wird die Region am Fuße des Triebener Tauernpasses, der schon in der Antike eine bedeutende Rolle als Passstraße hatte, systematisch erforscht. Die Ergebnisse der Prospektion von Anfang November überraschten die Experten.
"Wir haben in drei Tagen eine Fläche von 25 Hektar mittels Bodenradar und der geomagnetischen Prospektion untersucht und etliche große Grabhügel und ebenso einige kleinere Monumente unter der Erde ausmachen können", erklärte Klaus Löcker, Archäologe in der Abteilung Angewandte Geophysik der Geosphere Austria gegenüber der APA. Obwohl das Gelände jetzt flach mit maximal leichten Kuppeln ist, dürften die Grabhügel zwischen fünf und zehn Meter hoch gewesen sein und einen Durchmesser von 20 bis 35 Metern gehabt haben, wie der Projektleiter von Geosphere Austria schätzte.
Wirklich aufsehenerregend ist aber die Positionierung der ins Erdreich gesunkenen Grabhügel: "Sie sind in zumindest drei Reihen angeordnet und queren das Pölstal wie auf einer Perlschnur aufgefädelt in Ost-West-Richtung. Rund alle 50 bis 80 Meter ein Hügel und dazwischen auch noch kleinere Monumente", schilderte der Archäologe, der im Winter die restlichen rund 15 Hektar prospektieren wird.
"Ich habe viele Grabhügelgruppen im Laufe meiner langen Forschungstätigkeit gesehen, aber so eine Gruppe in Reihen angeordnet, über so lange Strecken hinweg, ist mir unbekannt gewesen. Das Einzige, was mir als Vergleich einfällt, wäre die Rituallandschaft in der Umgebung von Stonehenge, wo auch archäologische Grabhügel in ähnlicher Anordnung vorkommen", so Markus Egg. Aus der Sicht des ehemaligen Direktors für Vorgeschichte und Leiter der Restaurierungswerkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz sei die Struktur "fast einzigartig."
Das Außergewöhnliche an diesen nun gefundenen Strukturen ist die Anordnung der Grabbauten und liegt in ihrer linearen Anordnung, die bisher nur in Südskandinavien und Stonehenge (GB) nachweisbar war. Somit ist das Grabhügelmonument vom Pols-Oberkurzheim einzigartig in Mitteleuropa.
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